Für Texter, Jungautoren & kreative Rebellen

Personenmarke vs. Ideenmarke

12/17/20242 min read

white concrete building during daytime
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Alle Schriftsteller sind eitel, egoistisch und faul – und im Grund ihrer Motive liegt ein Geheimnis.

Ein Buch zu schreiben, ist ein entsetzliches, erschöpfendes Ringen, wie ein langer Anfall einer schmerzhaften Krankheit.

Man würde sich niemals auf sowas einlassen, wenn man nicht von einem Dämon getrieben wäre, dem man weder widerstehen noch verstehen kann. ~George Orwell, Warum ich schreibe~

Kauft der Leser dein Buch oder dich?

Bei den Ideen-zentrierten Büchern (Ideenmarken) geht es um neue Lösungen zu bekannten Problemen, während es bei den Autoren-zentrierten Büchern (Personenmarken) meistens um bekannte Lösungen zu bekannten Problemen geht – mit dem Unterschied, dass der alte Wein von einem bekannten Winzer in neue Schläuche gepumpt wird.

Hier stehen die Autoren mit ihrer Brand für das Buch.

Bestes Beispiel sind Influencer (engl. für Beeinflusser), die Bücher herausbringen. Meist geben sie Standards-Tipps, die sie (oder ihre Ghostwriter) von anderen übernehmen.

Ihr Buch-Thema ist zweitrangig: Fans kaufen sich ein Stück Star.

Aber was ist, wenn der Influencer entscheidet, sich aus der Social-Media-Welt zu verabschieden?

Den Buch-Verkäufen ergeht es wie dem Channel: Neue Influencer übernehmen das Feld.

Da Autoren mit viel Reichweite viele Fans haben, haben die Personenmarken mehr Amazon-Rezensionen als die Ideenmarken. Umsatz-technisch sind dafür die Ideenmarken, langfristig (im Schnitt) etwas profitabler.

Die Ideenmarken starten zwar manchmal holprig, halten sich dafür umso länger.

Nehmen wir dazu das Extrem-Beispiel Friedrich Nietzsche. Seine Bücher verkauften sich zu Lebzeiten spärlich.

Heute sind Nietzsches philosophische Insights, internationale Longseller – die ihre Leser überleben werden.

Autor-zentrierte Bücher, leben vom Auftreten ihrer Stars - bei Ideenmarken ist das Buch der Star.

Ideen streuen wie Viren, sind bis ins Unendliche skalierbar – und von dir unabhängig; Personenmarken können ihre Botschaften nur so weit tragen, wie es ihre Bekanntheit erlaubt.

Gute Ideen haben die Eigenschaft, den Autor zu überleben.

  • Sokrates, der Vater der Philosophie, hatte seine Fragen;

  • sein Schüler Platon prägt bis heute unsere Vorstellungen von Moral (nein, nicht die Bibel) und der romantischen Liebe (nein, nicht Hollywood).

  • Platons Schüler Aristoteles brachte uns die (bis heute gültigen) Säulen der Rhetorik.

Ein aktuelles Beispiel ist das meistverkaufte Buch über Gewohnheiten, »Die 1%-Methode« – im Original »Atomic Habits« –, welches ich in meinem Erstlings-Werk ausgeschlachtet habe.

Der Autor, James Clear, war kein international bekannter Psychologe. Deswegen konnte er nicht als Personenmarke zu dem Thema auftreten.

Nein, er war ein (verhältnismäßig) unbekannter Blogger, der dauerhaft gute Gewohnheiten aufbauen auf- und seine schlechten abbauen wollte.

Clear brauchte kein Branchen-Primus zu sein (Personenmarke) – seine zusammengetragenen Ideen wurden zur eigenständigen Ideenmarke.

Überlege dir genau, ob du willst, dass du im Rampenlicht stehst oder deine Ideen.

Wenn du dich für die Ideen entscheidest, hast du später immer noch die Wahl, wie James Clear.

Wenn du als Stoßstürmer im Vordergrund stehen willst, begibst du dich in ein Abhängigkeits-Verhältnis.

Zusammengefasst, steht bei der Ideenmarke die Botschaft im Vordergrund – bei der Personenmarke der Botschafter.

Worum geht es bei dir?

* Das war ein Ausschnitt aus meinem aktuellen Buch Effective Nonfiction