Für Texter, Jungautoren & kreative Rebellen

Operation: Wetter-Maschine - Wie die erfolgreichsten Sach-Autoren der Welt konkurrenzlos wurden - und wie du das ebenfalls schaffen kannst

12/17/20243 min read

Sei nicht der Beste - sei der Einzige. ~Kevin Kelly~

Wer konkurriert, verliert.

Sich Konkurrenz-Situationen auszuliefern, ist ungefähr so, wie wenn unsere (geistig beschränkten) Brüder und Schwestern, die Affen, um Bananen kämpfen.

Wir Menschen haben, kraft unserer Intelligenz, die Fähigkeit, neue Bananen-Bäume zu pflanzen. Problem gelöst.

Anmeldedaten für Inhalte anzeigen

Wie das geht, liefert uns das Beispiel von »Candy Crush«.

Vor diesem seit 2012 erhältlichen Longseller, bestand die Online-Spiele-Welt (hauptsächlich) aus drei Arten von Games:

  1. Fantasy

  2. Krieg

  3. Action

Ein Counter Strike-Spieler zockte dabei im Schnitt mehr als zwei Stunden pro Tag.

Die Zielgruppe solcher Spiele bestand aus männlichen Power-Usern zwischen 18 und 25, also den »Nerds ohne Leben«.

Diese Zielgruppe bekam in den 90ern und 2000ern regelmäßig alten Wein aus neuen Schläuchen serviert.

Der Konkurrenz-Druck innerhalb der »Wein-Produzenten« war riesig.

Gelegenheits-Spieler wurden bei der Entwicklung nicht berücksichtigt – und Frauen schon gar nicht.

Eine Markt-Lücke, die jahrzehntelang keiner schließen wollte.

Dann kam »Candy Crush«, inklusive der Wortneuschöpfung »Freemium« ums Eck.

Es ist bei den Gelegenheits-Spielerinnen (durchschnittliche Spieldauer: 38 Minuten pro Tag, Zielgruppe: Frauen ab 35) so beliebt, dass »Candy Crush« zwischen ein und zwei Millionen Dollar täglich einnimmt – obwohl nur 3 Prozent der User die freiwilligen Käufe tätigen.

Trends sind wie das Wetter – und Trend-Analysen wie Wetter-Berichte: schwankend, reaktiv und außerhalb unserer Kontrolle.

Um den Wetter-Schwankungen des Marktes nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sollte sich jeder Buch-Autor seine eigene Wetter-Maschine bauen.

Der Produktivitäts-Autor und Wetter-Experte Cal Newport macht, seit seiner Studenten-Zeit, mit jedem seiner Bücher eine neue Schublade auf. In einem (scheinbar) überlaufenen Markt stehen »Deep Work«, »Digital Minimalism« und »Slow Productivity« für sich allein.

Ein anfängerfreundliches Verfahren dafür bezeichnet der Persönlichkeitsentwicklungs-Autor James Altucher als »Ideensex«: Zwei bestehende Kategorien verschmelzen, um eine neue zu zeugen.

Ein Beispiel für Ideensex ist der Begriff »Guerilla-Marketing«.

Das Wort Guerilla findet seinen Ursprung im Spanisch-Französischen Krieg (1807–1814).

Marketing geht auf Samuel E. Sparlings Buch »Introduction to Business Organization« von 1906 zurück.

Jay C. Levinson brachte die beiden (ungleichen Partner) 1984 in Buchform zusammen. »Guerilla Marketing« ist eine Wetter-Maschine, die in 37 Sprachen übersetzt wurde.

Einer geht noch: Donald Miller verschmilzt in »Held in eigener Mission« (2022) Viktor Frankls »Logotherapie« (1946) mit Joseph Campbells »Heldenreise« (1949).

Zusätzlich garniert er das Buch mit seinen Erfahrungen. Durch diesen Dreier zeugte Miller den ersten praktischen Ratgeber zur eigenen Heldenreise.

Laut den Ober-Nerds in diesem Bereich, den Category Pirates ist die Verschmelzung (Ideensex) die einfachste Methode, um eine neue Schublade (damit Wetter-Maschine) erschaffen, wobei die Anzahl an Optionen schier unendlich ist.

Zwei Autoren, gleiches Thema, zwei Schubladen.

Autor 1) Cal Newport mit seinem Buch »Slow Productivity«

Autor 2) Ali Abdaal mit seinem Buch »Feel-Good Productivity«

Die beiden konkurrieren nicht, denn im Kopf des Interessenten öffnet sich jeweils eine andere Schublade.

Er kauft, je nachdem, ob er es lieber langsam angehen lassen oder sich bei der Arbeit gut fühlen will – und es spricht nichts dagegen, beide Blickwinkel zu erwerben.

Die Bücher stehen für sich allein.

Was sie aber gemeinsam haben, ist, dass sie mit Erwartungen spielen.

Sie nehmen den üblichen »Hustle« raus aus der Sache – und sorgen für neue Sichtweisen auf ein uraltes Thema.

Eigentlich haben weder »slow« noch »feel good« etwas mit Produktivität zu tun – bis die Autoren entschieden haben, dies zu ändern.

Es ist pro Titel die Kombination aus zwei sich (scheinbar) widersprechenden Begriffen, die hier eine neue Schublade aufmacht.

Eine weitere Option ist die »Gebiets-Übertragung«.

Gemeint ist, die Erkenntnisse von einem Kompetenz-Bereich in einen anderen zu übertragen.

So schrieben die beiden ehemaligen Apple-Produktdesigner Bill Burnett und Dave Evans das Persönlichkeitsentwicklungs-Buch »Designing Your Life«.

In ihm übertrugen sie Produkt-Design-Prinzipien ins echte Leben – und designten so ein einmaliges Buch (für Träumer).

Ein Architekt, der sich mit Ähnlichem befasst, könnte Ähnliches leisten.

Er könnte sowas wie »Lebens-Architektur« zu Papier bringen – und, nach dem gleichen Muster, etwas komplett Neues schaffen.

Oder wie wäre es mit einer Poker-Spielerin, die Poker-Konzepte auf Alltags-Entscheidungen überträgt? Genau das tut Annie Duke in ihrem Bestseller »Thinking in Bets«.

Ein Uni-Professor gefällig?

Professor Christian Rieck überträgt seine Expertise der (mathematischen) Spiel-Theorie in die Konzepte der (spielerischen) Spiele-Theorie – und plaudert im Buch aus dem Nähkästchen darüber, wie er sich selbst überlistete, seine »Anleitung zur Selbstüberlistung« zu schreiben.

Unerlässlich für eine effektive Gebiets-Übertragung ist jahrelange Erfahrung in (zumindest) einem der Gebiete.

Hier solltest du Expertise vorweisen können, damit die Leserschaft deine Botschaften annimmt.

Die Möglichkeiten, eine neue Buch-Schublade zu gestalten, sind so unendlich wie die menschliche Kreativität.

Die 3 einfachsten Lösungen sind …

  1. Ideensex wie bei »Guerilla Marketing«.

  2. Das Erwartungs-Spiel wie bei »Slow Productivity«.

  3. Gebiets-Übertragung wie bei »Thinking in Bets«.

Um diese Groß-Operation erfolgreich zu bewältigen (du baust immerhin eine Wetter-Maschine),

stelle dir folgende Frage:

Wie schaffe ich es, dass der Interessent nicht mehr zwischen meinem und einem ähnlichen Buch wählt, sondern bei meinem Werk eine (simple) Ja-oder-Nein-Entscheidung zu treffen hat?