Fake-Guru entlarvt! Warum das meistverkaufte Sachbuch der Welt auf Lügen thront - und wie ich es beweisen werde
Warum das meistverkaufte Sachbuch der Welt auf Lügen thront - und wie ich es beweisen werde
5/8/20244 min read
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Vertraue denen, die die Wahrheit suchen und misstraue denen, die sie gefunden haben. ~André Gide~
Mehr als 100 Millionen Exemplare von “Denke nach und werde reich” gingen bislang über den Ladentisch. Napoleon Hill baut diesen Klassiker der Selbsthilfe-Literatur auf der Story auf, der Stahl-Magnat und damals reichste Mann der Welt, Andrew Carnegie, hätte ihn als Grünschnabel-Journalisten damit beauftragt, die “Geheimnisse des Reichtums” zu ergründen und einen roten Faden durch die Prinzipien der erfolgreichsten Männer Amerikas zu spinnen.
Es gibt keinerlei Belege für ein Treffen von Hill und Carnegie - selbst ChatGPT ist überfragt.
Aber gehen wir mal auf den Buchinhalt ein:
Schon zu Beginn stechen die „Empfehlungs-Schreiben“, die als Glaubwürdigkeits-Indikatoren herhalten sollen, ins Auge.
Vom Ramsch-Laden-König F.W.Woolworth über den Kodak-Gründer George Eastman bis hin zum Kaugummi-Riesen William Wrigley ist alles vertreten, was vor hundert Jahren Rang und Namen hatte.
Weil Napoleon Hill auf einer Reise zu den Gemeinsamkeiten der erfolgreichsten Menschen seiner Zeit war: All diese Rezensenten aus dem Buch haben gemeinsam, dass sie bei dessen Erscheinen 1937 schon lange tot waren (Belege im Anhang).
Um seine 13 Erfolgs-Gebote ins rechte Licht zu rücken und den Leser nach Wunsch zu primen, bedient sich Hill der Stimme von Thomas Edison, und behauptet, dass jener gesagt habe, diese 13 Gebote seien nach seiner reiflichen Prüfung die einzig wahren Zutaten für finanziellen Erfolg. Edison starb 1931 und konnte deshalb seine rezitierten Worte nicht mehr nachprüfen.
Warum der Autor, der trotz (angeblicher) Empfehlungs-Schreiben des reichsten Mannes der Welt, um eine Tür ins Haus bei den Top 500 Strippenziehern zu bekommen, 25 Jahre für das Resümee brauchte, erklärt sich aus dessen Persönlichkeit.
Die deutschsprachige Version von Hills Standardwerk hat rund 3.600 Amazon-Rezensionen - die Biografie weist ganze 15 auf.
Daraus lässt sich schließen, dass sich deutlich mehr Leser für die Botschaft als für den Botschafter interessieren.
Ich interessiere mich für beides und paraphrasiere aus “Napoleon Hill - Die offizielle und autorisierte Biografie: Ein Leben voller Reichtum”:
Nachdem Napoleon Hill 3-mal unternehmerisch pleite gegangen war, gründete er sein erstes Magazin “Hill’s Golden Rule”.
Um dieses Vorhaben finanzieren zu können, lieh er sich bei Familie und Freunden Geld, um sich einen teuren Anzug, die besten Zigarren, und eine Hotel-Unterkunft im gleichen Hotel wie der Verleger Albert L. Pelton leisten zu können. Diesen überzeugte er dann durch sein einstudiertes Auftreten, in seine Geschäfts-Idee einzusteigen. Er war ein Weltklasse-Verkäufer, das muss man ihm lassen.
Nachdem auch dieses Vorhaben gescheitert war, schrieb er sein erstes Buch “The Law of Success” und gründete aus dessen Tantiemen heraus das Magazin “Success”.
Weil er sich als Autor den Ruf der Autorität im Bereich Motivation aufgebaut hatte, fungierte er als wohlwollender Propaganda-Minister während der Großen Depression unter Präsident Franklin D.Roosevelt und dessen “New Deal”.
Für seine Funktion in der Roosevelt-Administration verlangte Napoleon Hill einen symbolischen Dollar Jahreslohn. Somit scheint es dem Vater der Reichtums-Bücher nicht um Geld gegangen zu sein.
Von den behaupteten 500 Treffen mit den Größen der US-Wirtschaft hat, laut Biografie, nur eines stattgefunden: das mit Henry Ford, der Hill persönlich sein Ford T-Modell verkaufte. Das Geld dafür hatte Hill von seinen Schwiegereltern geliehen, um Lebensmittel zu kaufen und die Familie durchzubringen. Er gab de facto sein letztes Geld für ein Auto aus, das er nicht brauchte.
Napoleon Hill lieh sich, laut Biografie, Geld von seinem behinderten Sohn, das er nie zurückzahlte. So einer war er.
2 Jahre nachdem “Denke nach und werde reich”veröffentlicht wurde, trennte sich seine zweite Frau von ihm und bekam durch einen Trick 100 % der Buchrechte und kassierte fortlaufend die Tantiemen dafür. Zuvor hatte er mit derselben Frau zusammen ein Buch darüber geschrieben, wie sich Frau einen reichen Mann angeln könne. Der Reichtums-Forscher dachte weder nach, noch wurde er reich.
Erst durch die Millionen-Schenkung eines Lesers erster Stunde, W. Clemens Stone, bekam Hill die Rechte an seinem Buch zurück und wurde mit 70 Millionär.
Napoleon Hill und W. Clemens Stone sind die Haupt-Gründe dafür, warum das heutige “Success Magazine” erfolgreich ist.
Wie ehemalige DDR-Bürger zu sagen pflegen: “Es war nicht alles schlecht.”
Zwei Kapitel aus “Denke nach und werde reich” sind lesenswert: das über Beharrlichkeit sowie das über Kreativität.
Warum?
Weil sie dem authentischen Wesen des Autors entsprechen!
Napoleon Hill war ein Stehaufmännchen, öfter bankrott als Donald Trump, und nahm, genau wie dieser, immer neue Anläufe.
Und wie kreativ ist das bitte, sich so ein Geflecht aus folgenden Narrativen zusammenzuschustern:
Alle Zeitzeugen tot? Na und?! Ich war schließlich auf einer 25-jährigen Reise der Erkenntnis!
Du willst Reich werden? Der Wille ist entscheidend! Ich habe auch immer daran gedacht und wurde reich - mit 70!
… Und wenn Du es nicht schaffst, hast Du nicht stark genug daran geglaubt.
Darauf aufbauend hat Rhonda Byrne ihr gefährliches Buch “The Secret” aufgebaut, indem es wörtlich heißt:” Du musst nur daran glauben, dass Schecks statt Rechnungen in deinem Briefkasten landen und es wird geschehen.”
Natürlich sind viele Menschen nach dem Lesen solcher Bücher wohlhabend geworden (wie sollte es bei dieser hohen Auflage anders sein?) Das ist simple Mathematik und statistisch nur logisch.
Diese Menschen hätten es aber auch ohne Autoren wie Hill und Byrne geschafft - genauso wie Edison, Rockefeller, Carnegie und andere es ohne die Hilfe von New Age Autoren geschafft haben.
Sie haben sich reich gemacht und nicht reich gedacht.
Oder kannst du dir einen jungen Elon Musk fröhlich klatschend auf einem dieser Seminare vorstellen?
Napoleon Hill war der erste und zugleich erfolgreichste internationale Fake-Guru der Geschichte. Es ist erstaunlich, wie viele der heutigen ihn rezitieren und die gleichen Maschen weben. Napoleon Hill ist der Gründervater der Reichtums-Scams und des Geschäfts mit den Träumen.
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